Beschreibung
Ich bin leidenschaftliche Cineastin. Die Münchner Filmfesttage sind jedes Jahr für mich ein Highlight.
Nie vergessen habe ich einen israelischen Film mit dem Titel „The Slut“. Die Regisseurin, eine schöne und sinnliche Frau, hat die Hauptfigur Tamar dafür ersonnen und das mit solch einer Intensität, dass sie sie nur selbst spielen konnte.
Tamar hat am Dorfesrand einen kleinen Verkaufsraum, zum dem die Männer des Dorfes kommen, um sich, dahinter versteckt vor fremden Blicken, von ihr befriedigen zu lassen. Tamar geht dabei mit dem gleichen Lächeln und der gleichen Herzlichkeit vor, wie sie ihr Gemüse verkauft, vor allem wie jemand, der gerne möchte, dass es anderen gut geht. Die Männer geben ihr diese Freundlichkeit und Aufmerksamkeit zurück, ein wenig beschämt ob ihres Verlangens doch mit der Freiheit und der Gewissheit, dass sie es ausleben dürfen.
Die Regisseurin begann seinerzeit die Gesprächsrunde im Anschluss des Filmes darüber, dass sie den Film gerne „The Giver“ genannt hätte. Es wäre sehr viel schöner gewesen, denn mit dem Titel „The Slut“ greift sie ob der Harmonie, die Tamar verbreitet, zu kurz. Sex kann machtvoll sein, hart und derb, fordernd, verspielt, liebevoll oder streng. Aber das intime Zusammensein muss immer von einem inneren Vertrauen geprägt sein, das sich mit dem ersten Blick ergibt und auf dem das erotische Treffen aufbaut, das auch Tamar herstellzustellen weiß.
Ich habe Tamar bereits damals – noch lange nicht die Idee in die Welt des Escorts einzutauchen – bewundert, gar beneidet. Sie fühlte sich gebraucht, wenn sie mit der Hand in den Schritt glitt, nie missbraucht. Sie fühlte sich begehrt, vielleicht ein wenig devot, wenn ihr die Beine geöffnet wurden, aber nie nur herabgewürdigt. Sie empfindet auch eigene Freude, wenn sie sich vor die Männer kniete, keine pure Erniedrigung. Auf die Weise sprengte sie die Normalität – das so schlichte wie pure Verlangen nach einem schönen erotischen Moment - frei von den Konventionen, die zur Monogamie zwingen sollen.
Tamar ist aber laut der Regisseurin auch ein „Pleaser“, jemand, der gefallen möchte. Auch dafür liebte ich sie seinerzeit. Denn ist es nicht schön, zu gefallen? Ist es nicht schön, sich für jemanden sorgsam zurecht zu machen, der sich bald darauf an meinem Anblick erfreut, womöglich jetzt gerade schon Vorfreude empfindet? Ist es nicht schön, von Deinen Wünschen und Phantasien zu lesen und mir bereits auf dem Weg zu unserm Treffen die Erfüllung vorzustellen, sie mir auszumalen?
Uns Menschen immanent ist es, zu geben, weil wir Freude daraus ziehen und zu gefallen, weil es uns selbst glücklich macht.
Bei einem Treffen mit Dir möchte ich Tamar sein - ganz „Giver“, sehr gerne „Pleaser“, aber sicherlich auch ein wenig „Slut“...